Tätigkeitsbericht 2022
In den Landesdenkmalämtern laufen derzeit Projekte zur Nachinventarisierung mit besonderem Schwerpunkt auf der Nachkriegsarchitektur. Bei einem Großteil dieser Objekte handelt es sich um Bauten, die aus Beton bestehen oder in Kombination mit Beton errichtet wurden. Die Denkmalpflege hat die Aufgabe, diese Bauten auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Um dieser Verpflichtung nachzukommen und die Bauwerke denkmalgerecht zu sichern, wurden Forschungsprojekte ins Leben gerufen. Zwei dieser Projekte wurden bzw. werden am IFS bearbeitet.
DBU-Projekt: Betonmonitoring
Das Projekt, welches in Kooperation mit dem Fachgebiet Technologie der Massivbaustoffe und Massivbauerhaltung an der HSRM durchgeführt wurde, beschäftigte sich mit dem Monitoring von Instandsetzungsmaßnahmen an Sichtbetonbauten aus der Zeit von 1950 bis 1980, wobei nicht nur regelkonforme Instandsetzungsmaßnahmen nach Rili-SIB (Richtlinie "Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen") berücksichtigt werden, sondern auch Instandsetzungsmethoden, die als „behutsam“ oder „denkmalgerecht“ bezeichnet werden. Die untersuchten Objekte befinden sich alle im Einzugsgebiet der vier Bundesländer des IFS. Im Rahmen des Monitorings wurden an den Objekten fast ausnahmslos zerstörungsfreie Prüfmethoden eingesetzt, nur an einem Objekt wurden zur Kalibrierung der Untersuchungsergebnisse wenige Mikrobohrkerne genommen. Es wurden sowohl bei konventionellen, regelkonformen als auch bei behutsamen Instandsetzungen Beispiele von unterschiedlicher Dauerhaftigkeit angetroffen. Als Fazit lässt sich ableiten: Voraussetzungen für eine dauerhafte behutsame Instandsetzung sind eine detaillierte Voruntersuchung aller Bauteile, eine Dauerhaftigkeitsprognose für den zu belassenden Altbeton, eine fachkundige Fachplanung und Ausschreibung, eine sorgfältige handwerkliche Umsetzung sowie eine engmaschige Baubegleitung.
DFG-Schwerpunkt Programm - 2255 Kulturerbe Konstruktion
Im Rahmen des Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist das IFS an einem Teilprojekt „Gealterte Hochmoderne …“ zur Entwicklung von Instandsetzungskonzepten für Stahlbetonbauwerke beteiligt.
Kooperationspartner im Teilprojekt sind die Universität Kassel (Prof. Dr. rer. nat. Middendorf), die Technische Universität Dortmund (Prof. Dr.-Ing. Orlowsky) und die Hochschule RheinMain (Prof. Dr.-Ing. Duppel). Als architektonischer Rahmen wird dabei der Zeitraum der Hochmoderne betrachtet.
Die im Schwerpunktprogramm betrachteten Objekte wurden im Zeitraum von ca. 1880 bis in die 1970er Jahre gebaut, das bearbeitete Teilprojekt konzentrierte sich Inhaltlich aber vorwiegend auf Bauten aus der Nachkriegszeit.
Durch die Uni Kassel und die TU Dortmund werden Instandsetzungsmaterialien mit textiler Bewehrung für verschiedene Anwendungszwecke entwickelt, unter anderem Hochleistungsbetone mit integrierter textiler Bewehrung. Die Bauaufnahme durch die Hochschule RheinMain setzt unter anderem Drohnenfotos zur Entwicklung von 3D Modellen ein. Die Aufgaben des IFS im Rahmen des Teilprojektes umfassen u.a. Aktenrecherche und Bestandsaufnahme sowie das Monitoring der drei ausgewählten Objekte (Sender Berus Überherrn (SL), Panorama Museum Bad Frankenhausen (TH), Mauritiuskirche Wiesbaden (HE). Für die Bauwerksuntersuchung durch das IFS werden u.a. zerstörungsfreie Mess- und Prüfverfahren wie Bauwerksradar und Thermographie angewendet.
Betonglasfenster der St Mauritiuskirche in Wiesbaden mit Abplatzungen an den Betonstegen